10 August 2015

Reisetagebuch: Andalusien - Tag 1 "Hola Granada!"

"Wohin auch immer wir reisen, wir suchen, wovon wir träumten, und finden doch stets nur uns selbst." - Günter Kunert



Reisen war schon immer ein großer Traum von mir. Träume schiebt man bekanntlich gerne lange vor sich her. Aber jetzt bin an einem Punkt, wo ich sie langsam Wirklichkeit werden lasse. Ein großer Punkt, der mir im Weg stand, war meine Flugangst. Nach einem Flug im letzten Jahr nach Frankfurt und nun nach Spanien habe ich diese Angst großteils überwunden. Darüber bin ich wahnsinnig froh. Spaß machen wird es mir trotzdem nie, ich sehe das eher so als Mittel zum Zweck.

Unser Plan war es das wilde Andalusien kennen zu lernen. Ziel war Granada, von dort aus bereisten wir mit unserem Mietauto (der einzige Ort an dem es temperaturtechnisch wirklich angenehm war) einen Großteil der südlichen Küste Spaniens. Es gab noch so viel mehr, was wir gerne gesehen hätten, aber die Zeit sitzt einem trotz allem immer im Nacken. Die 5 Tage in Spanien waren so vollbepackt mit Erlebnissen, es fühlte sich an, als wären wir viel länger dort gewesen.




Wir hatten ein 4-Sterne-Hotel im zentralen Teil Granads und in der Nähe der Alhambra gebucht, das Hotel "Los Angeles". Von dort aus konnten wir zu Fuß ganz einfach die ganze Stadt bereisen. Das Ambiente war unglaublich beeindruckend. Vor allem die Bar sah wirklich cool aus. Leider war das Wetter abends immer so lauschig, dass kein Mensch (inklusive uns) drinnen sitzen wollte. Auch die Gänge, Hallen, der Essenssaal und sogar die Toiletten auf dem Gang machten ordentlich was her. Trotzdem ist das mit einem 4-Sterne Hotel in Deutschland nicht ganz zu vergleichen. Menschen, die großen Wert auf Luxus und makellose Schönheit des Hotels legen, hätten eventuell ein wenig enttäuscht werden könnten. Denn wenn man genauer hinsah, fielen einem schon Flecken, fehlender Anstrich oder Fließenbrüche auf, Kleinigkeiten, über die man im Normalfall locker hinwegsehen kann. Mir war eigentlich nur wichtig, dass das Bett bequem war und die Klimaanlage ihren Job erfüllte und ich wurde nicht enttäuscht.

 

Nach zwei Stunden Power-Napping auf dem Zimmer brachen wir auf um unsere Tickets für die Alhambra zu besorgen und die Stadt ein wenig zu erkunden, da der Sonntag der einzige Tag war, der noch nicht verplant war.

Bis zum späten Nachmittag ist das Wetter eigentlich sehr erträglich. In Deutschland fühlen sich (meiner Meinung nach) 30 °C schon viel trockener an als in Andalusien. Ab ungefähr 16:00 Uhr ist es aber auch dort nur noch die Hölle. Man muss sich irgendwie mit dem ständigen Schwitzen arrangieren, sonst hat man verloren. 

In der Stadt  war es zu dem Zeitpunkt sehr ruhig. Siesta eben. Man sah nur wenige Menschen auf den Straßen, die Restaurants und Läden waren wie ausgestorben. Die wenigen Leute, die man erblicken konnte, trugen allesamt eine Wasserflasche mit sich. Sobald sich die Abenddämmerung über die Stadt legt, erwacht sie zum Leben. Typisch Deutsch sind ja eigentlich unsere drei Mahlzeiten am Tag. Großes Frühstück, herzhaftes Mittagessen und Abends dann eher nur eine Brotzeit. In Andalusien ist wohl das Abendessen die Hauptmahlzeit. Bestätigen lassen konnte ich mir das leider nicht, aber das schloss ich rein aus den Beobachtungen. Wer sitzt nicht gerne in einem Restaurant und guckt, was die anderen Leute so tun? In den Restaurants sahen wir beeindruckt zu, wie Vorspeisen, Hauptgericht, Dessert und dann noch der ein oder andere Cocktail verschlungen wurde.

Obwohl es Sonntag war, hatten viele kleine Geschäfte oder Kioske geöffnet, die aber den meisten Umsatz wohl mit dem Verkauf von gekühlten Getränken machten. In Granada bekommt man wirklich an jeder Ecke Wasser zu kaufen. Auch in meisten Lokalen, Bars und Restaurants stehen gleich neben dem Eingang Automaten mit gekühlten Getränken, was auch wirklich bitter nötig ist. Da es keinen Pfand gibt wie bei uns, werden die Flaschen einfach im nächsten Mülleimer entsorgt. Bei einem der kleinen Souvenirläden haben wir dann Halt gemacht und einen Fächer gekauft um der Hitze ein wenig Abhilfe zu schaffen. Anschließend besorgten wir die Eintrittskarten. 

Als ich bereits wieder draußen stand, bemerkte ich plötzlich einen Backpacker ein paar Meter vor mir, der ernsthaft eine schlafende Katze im Nacken trug! Ich dachte nur: wie zur Hölle kann die Katze da schlafen und wieso tut sie das überhaupt? Wer Katzen hat, weiß sicher, dass die meisten sich nicht mal gerne auf dem Arm aufhalten. Ich fing an zu lachen und sprach ihn an, ob ich ein Foto von ihm schießen kann. Als ich fertig war, packte mir sein Kumpel eine andere Katze einfach mal kurz auf die Schulter und rief: "You can keep the cat!" Ich rief ihm hinterher, dass wir hier nur eine Woche wären und brachte sie ihm zurück. Wer mich kennt weiß, dass ich die absolute Catlady bin und im Kopf schon kurz ein paar Szenarien durchspielte, wie ich die Süße nur nach Deutschland schaffen kann. Aber hey - ich konnte mich beherrschen.

Wir liefen weiter ins älteste Viertel Granadas - das Albaicín. Mit seinen alten, eigentümlichen Gassen bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie es wohl vor Hunderten von Jahren ausgesehen haben muss. Was für mich auch den spanischen Charme ausmacht, aber gleichzeitig auch viele Leute verstört, sind die vielen Ruinen und verwitterten Häuser in um die Städte. Alles liegt brach. Auch die verdorrte Landschaft unterstreicht dieses triste aber doch sehenswerte Bild. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Man hab ich tolle Shootinglocations gesehen, die ich aber mit großer Wahrscheinlichkeit nie nutzen kann. Schade drum. Des Weiteren gibt es im Albaicín sehr viele Kirchen zu besichtigen und nicht zuletzt ein Touristen-Hotspot (den wir natürlich auch aufgesucht haben), eine Plattform mit atemberaubenden Ausblick auf die Alhambra und die ganze Stadt.

Wir ließen uns dann erstmal in einem Restaurant mit schattigem Plätzchen, dem "1866" zu den Füßen der Alhambra nieder. Ich schwomm auf einem Meer von iberischem Schinken und Käse davon, während ein Straßenmusiker neben dem Restaurant Gitarre spielte. Unglaublicher Flair.

Anschließend begannen wir den Aufstieg auf den Hügel um zur Aussichtsplattform der Alhambra zu gelangen. Wir liefen durch verwinkelte und menschenleere Gassen bis wir nach gut 15 Minuten am Ziel waren. Das Bild, welches ich von der Plattform aus geschossen habe, seht ihr in Facebook. Granada ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Ich kann es schlecht in Worte fassen, deshalb lasse ich einfach mal Bilder sprechen: